1932-1950
1932-1935
In der Generalversammlung am 31. Januar 1932 wurde der gesamte Ausschuß einstimmig wiedergewählt und zwar gleich auf drei Jahre, so daß erst wieder in der Generalversammlung 1935 wieder gewählt werden muß. Es heißt weiter im Protokoll: „Angesichts der immer größer werdenden Geldknappheit hielt man es für angebracht, den Beitrag neu zu regeln. Die Beitragsfestsetzung gestaltete sich jedoch zum Teil sehr hitzig, bis man sich einigte auf 1,20 Mark für Aktive und 1,60 Mark für Passive.“ Nach einigen frisch gesungenen Liedern schloß der Vorstand die Versammlung „und alles war wieder gut“. Bei der üblichen Herbstschlußfeier in der Kelter wirkte der Verein heuer zum ersten Mal mit durch Vortrag einiger Lieder. Man sang auch jedes Jahr am Totensonntag bei der Gefallenengedenkfeier in der Kirche. Meistens zusammen mit dem Ingelfinger Liederkranz „Frohsinn“. Übrigens wurde bei einer Sängerbewerbung abgestimmt, ob man diesen Neuling jeweils aufnehmen will. In einer Singstunde 1932 wurde beschlossen, zu unserer alljährlichen Weihnachtsfeier am 2. Weihnachtsfeiertag auch wieder einige Theaterstücke aufzuführen. Auch soll wieder eine Gabenverlosung stattfinden, zu der 550 Lose zu je 20 Pfennig ausgegeben werden sollen. Es heißt weiter „der Vorstand gibt dann noch einige Mitglieder bekannt, die mit ihrem Beitrag im Rückstand sind. Diese sollen noch einmal gemahnt werden, ihren Beitrag zu zahlen, widrigenfalls sie ausgeschlossen werden müßten. Der Dirigent soll auch ermahnt worden sein, beim Einüben der Weihnachtslieder kräftig zuzupacken, denn seine heurige Tätigkeit kann beim besten Willen nicht gelobt werden. Die Weihnachtsfeier verlief dann doch noch sehr schön und wurde am 6. Januar wiederholt. Bei der Generalversammlung am 5. Februar 1933 soll die Sachlage mit dem gemischten Chor geregelt werden“. Man plant einen Ausflug (zum ersten Mal mit dem Omnibus) in die Würzburger Gegend „um den dortigen Weinbau in Augenschein zu nehmen“. Jedoch soll vorher die Kassenlage geprüft werden. Übrigens kostet der Fahrpreis von Criesbach nach Würzburg drei Mark pro Person, was als annehmbar betrachtet wird. Es werden am 5. Februar 1933 Wünsche laut, den gemischten Chor wieder aufleben zu lassen. Die Vereinsleitung ist damit einverstanden und beauftragt Johann Dörr mit dessen Führung (Schon 1927 waren zwei Jungfrauen im Ausschuß). Am 1. Mai, dem „Tag der nationalen Arbeit“ beteiligte sich der Verein am Kirchgang. Dann wurden nationalere Töne angeschlagen. Am 25. Mai wurde nun der Ausflug nach Würzburg durchgeführt. Man fuhr über Laudenbach, besichtigte die neue Genossenschaftskelter, wobei vor allem die Traubenabnahme interessant war. Etwas Neues waren auch die Maischebottiche aus Beton und überrascht waren jedenfalls die meisten von uns, als wir die Glasfässer zu Gesicht bekamen, von denen eines unsere ganze „Kocherperle Ernte“ beherbergen könnte. Zwischendurch wurde die Aufgabe des Grabgesangs und der Ständchen an besonderen Geburtstagen nicht vernachlässigt. Am 1. Oktober, „dem Tag des neuen Deutschen Erntedankfestes“, beteiligt sich der Verein am Kirchgang und bei der örtlichen Feier am Nachmittag durch Vortrag einiger Lieder. Der Chronist berichtet weiter, daß am 28. Oktober der Verein bei der üblichen Herbstschlußfeier durch Vortrag einiger Lieder mitwirkte. Bei der Weihnachtsfeier 1933 mußte die Gabenverlosung auf Wunsch des Kreisleiters ausfallen. Der Vorstand gibt anfangs 1934 bekannt, daß auch in Zukunft vom gemischten Chor der volle Beitrag an den Schwäbischen Sängerbund bezahlt werden müsse, widrigenfalls derselbe aufgelöst werden müßte. Immer noch gibt es Abschiedsständchen für Amerikaauswanderer. Der Kochergau heißt jetzt „Kocherkreis“. Beim 33. Schwäbischen Liederfest in Heilbronn nimmt man, weil der Festbeitrag 4 Mark beträgt, nur mit einer Abordnung teil. Erstmalig in der Geschichte des Vereins schließt der Vorstand die Versammlung mit einem dreifachen „Sieg – Heil“. Danach wird das Deutschlandlied gesungen. Am 8. März 1934 kauft der Verein vom Kronenwirt Müller ein Klavier um 100 Mark. Auch werden sechs neue Liederbücher angeschafft. Es heißt im Protokoll, daß „im Zuge der Neugliederung des Deutschen Sangeswesens sämtliche Vereinsfunktionäre ihr Amt niederzulegen haben. Der Vereinsvorstand ist in einer Generalversammlung neu zu bestellen und dem Kreisführer zur Bestätigung vorzuschlagen. Karl Seber wird mit 28 gegen 2 Stimmen wiedergewählt und dem Kreisführer vorgeschlagen. Im selben Jahr hat Karl Seber auch sein 25 jähriges Vorstandsjubiläum. Am 20. April, dem Geburtstag des Reichskanzlers Adolf Hitler, singt der Verein einige Lieder mitten im Ort. Dieselben sollen auch unserem Ehrenmitglied Schultheiß Burkert gelten, da derselbe am gleichen Tag Geburtstag hat. Am 13. Mai war unser Mitglied Georg Fahrbach mit seinen Arbeitskollegen aus Stuttgart bei uns, wobei wir einige vergnügte Stunden erlebten. Am 15. Juli gibt der Verein ein Gartenfest, das zur größten Zufriedenheit verlaufen ist. Am 5. August 1934 starb Reichspräsident Generalfeldmarschall von Hindenburg. Es fand eine Trauerfeier in der Kirche statt, an der sich auch unser Verein beteiligte. Bei der Weihnachtsfeier 1934 fällt wieder die Gabenverlosung aus. Aber es gibt eine andere Überraschung: Karl Seber und Fritz Bezold, die beiden Vorstände, erhielten für 3ojährige Sängertätigkeit die silberne Ehrennadel des Deutschen Sängerbundes. Bei der Generalversammlung 1935 wurde Christian Seber „Singstundenkontrolleur“. Fritz Nicklas soll weiterhin das „Theatralische‘ des Vereins betreuen.
1936-1939
Am 28. März 1936 sang der Verein seinem neuen Dirigenten Johann Dörr zu seinem Hochzeitsfest ein Ständchen. Als Geschenk wurde ihm eine Uhr überreicht. Um beim Ständchensingen immer ein gutes Licht zu haben, stifteten Ehrenmitglieder eine Anzahl Lampions. Am 14. Juni 1936 war in Künzelsau eine Massenchorprobe zu dem am 12. Juli in Öhringen stattfindenden Kreissängerfest verbunden mit einem Wertungssingen. Dort haben wir im niederen Volksgesang gesungen und mit der Note „gut“ abgeschnitten, womit wir vollauf zufrieden sind. Anfang 1937 ist leider nichts Gutes zu berichten: Der Verein mußte viermal in kurzer Zeit den Grabgesang übernehmen. Ein Mitbegründer des Vereins, Christian Fick, ist in Stuttgart gestorben. Am 21. März fand ein Liedersingen fürs Winterhilfswerk in der Ingelfinger Turnhalle statt, bei dem auch die Criesbacher Sänger mitwirkten. Anfang 1938 wurde Besuch aus Australien, der Criesbacher Friedrich Dörr vor der Abreise herzlich verabschiedet. Am 7. Mai 1939 fand die letzte Generalversammlung für lange Zeit statt. Dann kam der zweite große Krieg. Der letzte Eintrag im Protokollbuch geschah am 4. August 1939. Man wußte nicht mehr, was werden wird. Viele Mitglieder mußten einrücken, manche kehrten leider nicht mehr zurück. Bei einigen wußte man nicht einmal den Todestag, weil sie vermißt waren und oft auch bis zum heutigen Tag blieben. Unser 1.Vorstand Karl Seber verstarb, nach 32 Jahren als Vorstand des Gesangvereins, im Januar 1942. Mit dünner Stimme sang über den Krieg, an den Gräbern der Zuhause Gebliebenen der kleine verbliebene Chor.
1948-1950
Im Februar 1948 erfolgte der nächste Eintrag ins Protokollbuch des Gesangvereins Criesbach. Nachdem der Vorstand und Kassier 1942 gestorben war betreute Fritz Bezold den verwaisten Verein bis zur 1. ordentlichen Generalversammlung 1948. Ludwig Seber, aus Niedernhall, war stellvertretender Dirigent. Der Verein hatte im Herbst 1947 wieder mit Singen begonnen, nachdem viele neue Mitglieder und die zurückgekehrten alten wieder mitmachten. Es wurde wieder daran gedacht, eine Weihnachtsfeier mit Theateraufführung abzuhalten. Man ging sogar zur Wiederholung in die Festhalle nach Ingelfingen. Am 29. Februar 1948 fand die erste Generalversammlung nach dem Krieg statt. Eine ganze Reihe Mitglieder, die dem Verein 25 Jahre angehörten, wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt. Der stellvertretende Vorstand Fritz Bezold kann zu diesem Zeitpunkt auf eine über 40jährige Sängertätigkeit zurückblicken. Er erhielt den Ehrenbrief des Württembergischen Sängerbundes. Bei der ersten Generalversammlung nach dem Krieg galt es einen Überblick über Geschehenes zu finden und sich für die Gegenwart wieder zu stabilisieren. Zum neuen 1.Vorsitzenden wurde Karl Donner gewählt, Christian Fahrbach wurde als Schriftführer erneut bestätigt. Kassier wurde Hermann Dörr. Alle Ämter sind nach dieser Versammlung wieder besetzt. Der Vereinsbeitrag wird auf 3 Reichsmark festgelegt. Zum ersten Mal sang der verjüngte Chor beim Sängerfest in Niedernhall. Auch ein Garten- und Sommernachtsfest fand erstmals statt. Der Währungsreformtag am 20. Juni 1948 raubte fast das ganze Vermögen des Vereins. Aber bei den drei Weihnachtsfeiern, die der Verein 1948 halten konnte, stabilisierte sich die Kasse wieder etwas. Die aus der Gefangenschaft zurückgekehrten Bürger wurden mit einem Ständchen herzlich im Dorf willkommen geheißen. Die Hochzeits- und Geburtstagsständchen, aber auch der Grabgesang wurden wieder aufgenommen. Bei der Jahreshauptversammlung 1949 wurde der ganze Vorstand auf drei Jahre wiedergewählt. Man strebt zu diesem Zeitpunkt nach einem eigenen Sängerlokal und gründete auch eine Spielgruppe. Währenddem ist man auch schon in den Besitz eines Klaviers, das man in Heilbronn gekauft hat, gekommen. 1950 konnte der Schriftführer Christian Fahrbach sein 25jähriges Schriftführerjubiläum feiern. Zahlreiche Sängerfeste und Jubiläen wurden in diesem Jahr besucht. Ab diesem Jahr sind auch Mitglieder, die 70 Jahre alt geworden sind und dem Verein mindestens 25 Jahre angehören, beitragsfrei. Der erste Sängerausflug (nach Wassertrüdingen) fand auch wieder 1950 statt. Damit der Verein auch gesanglich befruchtet wird, bat man Musikdirektor Max Zipperer einmal im Monat die Singstunde zu leiten und unseren Dirigenten Johann Dörr zu ergänzen.