1901-1923
1901-1906
Am 27. Januar 1901 gründeten sieben sangesfreudige Männer den Gesangverein Criesbach. Der Vorsitzende Friedrich Donner hatte bald 23 Sänger zusammen, die erst nach Abstimmung und „Zuspruch“ aufgenommen werden konnten. Als erstes Toninstrument hatte man eine Zither, für die am 18. März 1901 ein Flanelltuch angeschafft wurde, welches 1,80 Mark kostete. Mit viel Begeisterung gingen die Sänger schon im ersten Jahr ans Werk, denn an drei Abenden in der Woche wurden Singstunden gehalten. Über die Sommermonate kam man wegen der Feld- und Weinbergarbeiten nur zweimal in der Woche zusammen. Die ersten vierzehn Notenhefte wurden im Februar gekauft. Im März bestellte man neun Bücher „Heims Männerchöre“. Mit dieser begeisterten, jungen Sängerschar leistete der erste und langjährige Dirigent Friedrich Wittig, Goldschmiedemeister aus Ingelfingen, eine wesentliche Aufbauarbeit in den ersten Stunden der Vereinsgeschichte. Im Protokollbuch ist vermerkt: „Am 28. Dezember (also nach Ablauf des ersten Jahres) haben wir unserem Dirigenten ein Weihnachtsgeschenk für sieben Mark gekauft, für seine viele Mühe und Fleiß, welche er an uns getan hat“.
Leider hat die erste und wahrscheinlich allzu stürmische Begeisterung den Verein bereits nach dem ersten Jahr des Bestehens erschüttert. Es gab wohl einige Neuzugänge, aber auch die ersten Austritte von Mitgliedern. Ein leidiger Zwist innerhalb des Vereins führte bei der Generalversammlung im Januar 1902 mit knapper Mehrheit zu einer neuen Vorstandschaft, so daß Friedrich Bezold zum 1. Vorstand gewählt wurde. Unbeirrt aber ging der Gesangverein seinen Aufwärtsweg, denn in der Substanz war er gesund. Rasch erwarb der Verein durch zunehmende Auftritte in der Öffentlichkeit und durch eigene Veranstaltungen etliches Ansehen.Nochmals müssen die Verdienste des Dirigenten Wittig hervorgehoben werden, der für seinen unermüdlichen Einsatz damals eine Jahresaufwandsentschädigung von 8 Mark plus einer Mark für die Zitherbenützung erhielt. Idealismus zeigten zu jener Zeit auch die Sänger, die abends den Transport der Zither und die Begleitung des in Ingelfingen wohnenden Dirigenten freiwillig übernahmen.
Mit einem inzwischen beschafften vereinseigenen Abzeichen ausgestattet, nahmen die Sänger auf Einladung des Liederkranzes „Frohsinn“ Ingelfingen an dessen Fahnenweihe im Juni 1903 teil. Dies war das erste Sängerfest, bei dem der junge Verein einen Chor vortrug. In den folgenden Jahren pflegte man das deutsche Lied besonders für öffentliche gesellschaftliche Veranstaltungen. wanderte gemeinsam in die nähere Umgehung und machte Ausflüge mit dem Pferdegespann und auch per Fahrrad, damals noch Veloziped genannt.
Die Jahreshauptversammlung 1906 brachte mit Friedrich Kempf wieder eine Änderung in der Vorstandschaft. Dazu ist zu bemerken, daß in jener Zeit die bäuerliche Bevölkerung und die Weingärtner eine schwere Krise durchmachten. Es bedurfte in Criesbach besonderer Anstrengungen diese Jahre durchzustehen. Man hatte eine Menge beruflicher Sorgen und konnte sich im ersten Jahrzehnt des Vereinsbestehens dem Gesangsleben nicht immer so widmen, wie man es gewünscht hätte. Man spürt aus den alten Protokollen des Vereins, daß damals Vorstand und Dirigent ihre liebe Not hatten, das Vereinsschiff flott zu halten.
1910-1914
Erst ab 1910 stellte sich im Verein eine gewisse Stetigkeit und ruhige Aufwärtsentwicklung ein, als Karl Seber die Geschicke des Vereins als 1.Vorstand übernahm. Im Januar 1912 wurde der Beschluß gefaßt eine Fahne anzuschaffen. Die kostete die große Summe von 400 Mark. Am 30. Juni desselben Jahres wurde in festlicher Weise die Fahnenweihe vorgenommen, wobei Stadtpfarrer Schoder aus Ingelfingen die Festrede hielt.
Zwei glückliche Jahre waren dem Verein dann noch bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges vergönnt. In Fülle und Sorglosigkeit konnte man den vollen Genuß auskosten, der die freudige Hingabe an das Deutsche Lied mit sich brachte. Aber die Freude war von kurzer Dauer: Am 31. Juli 1914 nachmittags um drei Uhr läuteten überall die Glocken zur Mobilmachung.
1914-1923
Der Krieg schlug eine schwere Bresche in die Reihen der Sänger, denn unter den Zwölfen, die nicht mehr in die Heimat zurückkehrten, befand sich auch der tüchtige, beliebte und verehrte Dirigent Friedrich Wittig, der im November 1917 gefallen war. Alles schien aus zu sein.
Wie ging es nach dem 1. Weltkrieg weiter?
Der aus dem Felde gesund zurückgekehrte 1.Vorstand Karl Seber rief im November 1919 die alte wie auch die junge Generation auf, mitzuhelfen an der Neubelebung des Gesangvereins.
Nachdem sich Schmiedemeister Heinrich Walter aus Ingelfingen bereit gefunden hatte den Dirigentenstab zu übernehmen, war die Voraussetzung für eine neue Blüte gegeben. So konnte der Verein im Juni 1922 beim Sängerfest in Berlichingen und im Juni 1923 in Niedernhall jeweils einen 1. Preis mit Ehrenpreis an seine Fahne heften.